Blick in die Welt: Corona-Maßnahmen werden schrittweise abgebaut

In mehreren Staaten werden trotz hoher Fallzahlen die Corona-Maßnahmen abgeschafft – teilweise aufgrund des massiven Drucks der Bevölkerung.

Fahrzeuge des Protestkonvois blockieren die Fahrspuren auf einer Straße in Ottawa.
Fahrzeuge des Protestkonvois blockieren die Fahrspuren auf einer Straße in Ottawa.Canadian Press via ZUMA Press

Dänemark     

Dänemark will künftig ohne Corona-Maßnahmen auskommen. Vom Dienstag, dem 1. Februar an, müssen die Dänen an den meisten Orten keine Masken mehr tragen oder Impfnachweise zeigen, wie die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen vergangene Woche in Kopenhagen bekanntgab.

Frederiksen bezeichnete den Schritt als Meilenstein. „Wir sagen ‚Auf Wiedersehen‘ zu Einschränkungen und ‚Hallo‘ zu dem Leben, das wir vor Corona kannten“, sagte die Regierungschefin. Die hohe Impfbereitschaft habe sich als „Superwaffe“ herausgestellt. Omikron rufe seltener schwere Krankheitsverläufe hervor und die Zahl der Krankenhauseinweisungen sei verhältnismäßig gering, sagte Frederiksen.

Ab nächstem Monat sollen in Dänemark Diskotheken wieder normal öffnen und Großveranstaltungen ungehindert über die Bühne gehen können – obwohl das Land derzeit Tag für Tag Rekordwerte an Neuinfektionen zählt. Am Mittwoch wurden 46.747 neue Corona-Fälle gemeldet.

England

In England, wo durch die Omikron-Welle hindurch relativ große Freiheiten galten, sind seit einigen Tagen auch die letzten Maßnahmen abgeschafft: Seit Donnerstag gilt im größten britischen Landesteil in den meisten Innenräumen keine Maskenpflicht mehr und auch die ohnehin nur bei Großveranstaltungen und in Clubs eingesetzten Impf- oder Testnachweise müssen nicht mehr kontrolliert werden. Die Empfehlung, von zu Hause aus zu arbeiten, ist ebenfalls Geschichte.

In der britischen Hauptstadt London gilt weiterhin in Bahnen und Bussen eine Maskenpflicht. Auch einige Supermärkte rufen ihre Kunden weiterhin dazu auf, eine Maske zu tragen. Ansonsten wird es wieder zur Privatsache, wer sich wo und wie vor dem Virus schützen will.

In den vergangenen Tagen haben sich die Neuinfektionen im Vereinigten Königreich auf hohem Niveau eingependelt – täglich werden zwischen 80.000 und 100.000 Neuinfektionen gemeldet, die Sieben-Tage-Inzidenz lag zuletzt bei rund 945 (Stand: 21. Januar). Schottland, Wales und Nordirland entscheiden eigenständig über ihre Corona-Politik und wählen einen etwas vorsichtigeren Weg.

Der britische Gesundheitsminister Sajid Javid hat unterdessen angekündigt, die eigentlich bereits beschlossene Impfpflicht für das Gesundheitspersonal einer Überprüfung unterziehen zu wollen. Laut BBC befürchtet die britische Regierung, dass es zu tausenden Kündigungen beim Gesundheitspersonal kommen könnte, wodurch der nationale Gesundheitsdienst NHS in Bedrängnis geraten würde.

Österreich 

Nach zweieinhalb Monaten ist der Lockdown für Ungeimpfte in Österreich seit Montag wieder aufgehoben. Seit Mitte November durften alle Einwohner über zwölf Jahre ohne Nachweis einer Impfung oder Genesung ihre Wohnung nur noch für Lebensmittel-Einkäufe, Arbeit oder Ausbildung, Arztbesuche sowie zur körperlichen Erholung verlassen. Voraussichtlich am Freitag führt Österreich allerdings als erstes EU-Land eine Impfpflicht für Erwachsene ein. Gegen diese beispiellose Einschränkung der Grundrechte für Millionen Österreicher hatte sich zuletzt massiver Widerstand formiert. Zehntausende Menschen protestierten auf der Straße, zuletzt sprachen sich auch Vertreter von Polizeigewerkschaften und Ärzte gegen die Maßnahmen aus.

Der mit den Grünen gemeinsame regierende Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) kündigte am Samstag dann weitere Lockerungen der allgemeinen Corona-Regeln an. Restaurants dürfen ab kommenden Samstag wieder bis Mitternacht geöffnet bleiben.

Danach soll schrittweise der Nachweis über eine Impfung oder Genesung in Handel, Gastronomie und Tourismus entfallen. Allerdings wird für Restaurant- oder Hotelbesuche die 3G-Regel wieder eingeführt. Ab Dienstag gilt jedoch in Österreich eine allgemeine Impfpflicht, weshalb im Land eine gewisse Verunsicherung herrscht: Man fragt sich, ob der einzige Ort, an dem es in Österreich keine Impfpflicht gibt, ausgerechnet das Wirtshaus sei – eine eher unlogische Entwicklung. Bis Mitte März gilt zunächst eine Übergangsphase, innerhalb derer alle Haushalte schriftlich informiert und noch keine Strafen verhängt werden sollen. Danach muss mit einer Anzeige und einer Geldstrafe von 600 bis 3600 Euro rechnen, wer einen Haupt- oder Nebenwohnsitz in Österreich hat und etwa bei einer Verkehrskontrolle keinen Impfnachweis vorlegen kann. Zugleich soll es aber eine Impflotterie geben, bei der an diejenigen, die sich freiwillig dem Impfzwang unterwerfen, beträchtliche Geldbeträge ausgeschüttet werden.

In der dritten Phase wird per Datenabgleich aus dem Melderegister, dem zentralen Impfregister und dem Epidemiologischen Meldesystem geprüft, wer geimpft ist und wer nicht. Die Strafhöhe hängt unter anderem von Einkommen und Vermögen ab. Auch bei wiederholten Anzeigen steigt das Bußgeld. Freiheitsstrafen sind hingegen explizit ausgeschlossen.

Kanada

In Kanada protestieren vor allem die Fernfahrer gegen die geplante Impfpflicht: Nach einer tagelangen Fahrt durch Kanada ist ein Konvoi aus Hunderten Lastwagen am Wochenende in der Hauptstadt Ottawa eingetroffen, um gegen Corona-Maßnahmen und Impfvorschriften zu demonstrieren. Empfangen wurde der sogenannte Freedom Convoy (übersetzt: „Konvoi der Freiheit“) von Demonstranten, die sich bei Minustemperaturen zu Fuß vor dem Parlament versammelten, wie kanadische Medien berichteten. Insgesamt seien es Tausende Teilnehmer gewesen. Die Demonstranten schwenkten demnach kanadische Flaggen und riefen „Freiheit“. Auf Plakaten prangerten sie Premier Justin Trudeau und die Corona-Maßnahmen an.

Die Polizei sei in Alarmbereitschaft. Trudeau und seine Familie seien vorsorglich an einen geheimen Ort in der Hauptstadt gebracht worden. Über das gesamte Wochenende sollte die Polizeipräsenz hoch bleiben. Die Demonstranten blockierten den Berichten zufolge am Samstag (Ortszeit) Teile der Innenstadt. Die genaue Teilnehmerzahl habe bis zum Abend noch nicht festgestanden. Insgesamt wurden rund 10.000 Menschen erwartet. Einige Demonstranten sagten, sie wollten mehrere Tage bleiben. Die Proteste seien zunächst zwar lautstark gewesen, aber größtenteils friedlich.

Gestartet war der Konvoi am vergangenen Sonntag in British Columbia an der Westküste Kanadas. Er ist eine Reaktion auf eine im Januar in Kraft getretene Verordnung, nach der auch Lkw-Fahrer, die aus den USA zurückkehren, einen Impfnachweis vorlegen müssen. In den vergangenen Tagen habe sich der Fokus aber insgesamt auf staatliche Pandemiebeschränkungen ausgeweitet, schrieben kanadische Medien. Zahlreiche Menschen beteiligten sich etwa mit ihren privaten Fahrzeugen. (mit AFP und dpa)