Nach China-Labor-Studie: Wut-Welle gegen Hamburger Professor

Der Physiker Prof. Dr. Roland Wiesendanger arbeitet schwerpunktmäßig zur Thematik der Rastertunnelmikroskopie

Der Physiker Prof. Dr. Roland Wiesendanger arbeitet schwerpunktmäßig zur Thematik der Rastertunnelmikroskopie

Foto: Sebastian Engels
Von: Julian Röpcke

Muss Chinastudien-Professor Roland Wiesendanger nun um seinen guten Ruf oder gar seine Anstellung an der Universität Hamburg fürchten?

Er wagte als erster deutscher Forscher, die Indizien für eine Schuld Chinas am Ausbruch der Corona-Pandemie in einer Studie zusammenzutragen. Das Ergebnis: Ein Laborunfall im chinesischen Wuhan könnte zum Ausbruch der Corona-Pandemie geführt haben. Dafür schlagen dem 59-Jährigen und der Uni Hamburg nun Wut und Hass entgegen.

Hamburger Professor sicher„Corona kam doch aus einem Labor in Wuhan!“

Quelle: BILD

Nicht aus China, sondern auch von linken deutschen Politikern und Journalisten, die verlangen, die Studie solle zurückgezogen werden, über sie dürfe nicht berichtet werden und darüber hinaus Wiesendangers Titel und den Exzellenz-Status der Hamburger Hochschule infrage stellen.

Bereits Stunden nach der Veröffentlichung twitterte der „Spiegel“-Journalist Jonas Schaible: „Das ist keine Studie, das ist eine wilde Sammlung bunt markierter PDFs“, um sich kurz darauf darüber zu echauffieren, dass die Universität Hamburg den Link zur Studie „auch noch stolz vertwittert“.

Gleich zweimal teilte er daraufhin einen Screenshot der „Exzellenzuniversität“-Seite der Hochschule und merkte dazu sarkastisch an „Exzellent.“ beziehunsgweise „Exzellenz“. Schließlich erzürnte sich Schaible darüber, dass BILD über die Veröffentlichung der Universität Hamburg berichtete. Dies sei, so der „Spiegel“-Mann: „Verantwortungslos und irreführend: Mit Journalismus hat das wirklich rein gar nichts zu tun.“

Auch der ehemalige „Bildblog“-Kolumnist Ralf Heimann beschwerte sich darüber, dass BILD über die Studie einer deutschen Universität berichtet. „Hey Uni Hamburg, macht doch mal ’ne Studie dazu, wie Fake News sich verbreiten“, schrieb er bei Twitter mit einem Screenshot der BILD-Site. Offenbar wäre es ihm und anderen Journalisten lieber gewesen, die Studie wäre komplett verschwiegen worden.

Die ARD-Journalistin Birgit Schmeitzner twitterte – wohl nicht ganz zufällig – am Donnerstagabend: „Professor. Ein Titel, der viel verspricht und manchmal so gar nichts hält.“ Wie viele andere Nutzer in den sozialen Medien schien sie damit die Professionalität von Roland Wiesendanger infrage stellen zu wollen.

Auch Politiker beteiligten sich an der Wiesendanger- und Uni-Hamburg-Schelte. So erklärte der Linken-Bundestagsabgeordnete Niema Movassat ironisch: „Fragesteller: Wie sehr kann man sich blamieren, gib mir ein Beispiel? Uni Hamburg: Hold my beer, ich mach ’ne Studie aus Youtube und ,Focus‘-Beiträgen und promote die fett.“

Und der kampagnenhafte Tadel der überwiegend linken Akteure zeigt offenbar Wirkung.

Am Abend meldete sich die Studentenvertretung der Uni Hamburg zu Wort. Der Asta ließ wissen, die Veröffentlichung spiele „nur Verschwörungstheoretiker*innen in die Hände und schürt anti-asiatischen Rassismus“. Gut möglich also, dass die in Anspruch genommene Forschungsfreiheit Professor Wiesendanger auch innerhalb der Universität noch zum Verhängnis wird.

Immerhin: Auch die Universitätsleitung meldete sich zu Wort. Sie erklärte dem „Hamburger Abendblatt“, „die Hochschulleitung und die Pressestelle der Universität Hamburg üben keine Zensur zu Forschungsgegenständen und -ergebnissen ihrer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus“. Wiesendanger und seine Kollegen seien „vielmehr zur Publikation ihrer wissenschaftlichen Ergebnisse verpflichtet“.

Rückendeckung also für den Professoren aus Hamburg. Abzuwarten bleibt, wie lange die Universität diese unter dem öffentlichen Druck gewisser Meinungsmacher aufrechterhalten kann.

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