Eskalation im Nahen Osten: Nur ein Ende des Krieges kann Israel retten

Marsch für Israel, Washington. Bild: Ted Eytan, CC BY-SA 2.0

Israel wähnt sich im Überlebenskampf gegen die Hamas. Das ist falsch. Der Völkermord in Gaza und der Palästina-Konflikt haben das Land geschwächt. (Teil 1)

Wenn der US-Kongress im Januar wieder zusammentritt, wird Präsident Joe Biden die amerikanische Komplizenschaft mit Israels Krieg in Gaza durch ein neues US-Rüstungspaket für Israel fortsetzen und vertiefen. Die US-Bürgerinnen und -Bürger sollten ihre Stimme dagegen erheben und ein klares "Nein" zu dieser Politik sagen.

Denn ein weiteres Rüstungspaket für Israel widerspricht nicht nur den Interessen der USA, sondern auch denen Israels. Der einzige Weg zu wirklicher Sicherheit für Israel ist Frieden mit Palästina.

Die USA könnten dazu beitragen, indem sie die Munitionslieferungen für Israels brutalen Krieg einstellen und den Weg für die völkerrechtlich gebotene Zwei-Staaten-Lösung in Palästina freimachen.

Den diplomatischen Weg zu einer Zwei-Staaten-Lösung habe ich kürzlich in zwei früheren Artikeln in Common Dreams beschrieben. Dieser Weg ist immer noch offen. Die arabischen und islamischen Länder setzen sich seit Jahrzehnten aktiv dafür ein und werden dabei von fast der ganzen Welt unterstützt.

Israels brutale Kriegsführung in Gaza wird zu einer echten Bedrohung für sein Überleben. Aufgrund der außergewöhnlichen Gewaltmaßnahmen Israels schließt sich die Welt gegen Israel zusammen, während Israel massive militärische Verluste erleidet. Es ist kaum zu glauben, dass einige israelische Führer jetzt offen über eine Ausweitung des Krieges im Nahen Osten nachdenken, was für Israel eine totale Katastrophe bedeuten könnte.

Die weltweit wachsende Opposition gegen die Politik Israels ist nicht antisemitisch.

Sie wendet sich vielmehr gegen den Völkermord und tritt für einen Frieden zwischen Israel und Palästina ein. Wenn Israel den Völkermord beendet, wird auch die weltweite Opposition, mit der Israel jetzt konfrontiert ist, enden.

Ein Sieg über die Hamas als Ziel?

Die gegenwärtige israelische Regierung argumentiert, dass sie sich in einem tödlichen Überlebenskampf mit der Hamas befindet und Israel daher alle Maßnahmen ergreifen muss, einschließlich der Zerstörung des Gaza-Streifens, um zu überleben.

Das ist eine falsche Sichtweise. Es gibt kein vernünftiges ethisches, praktisches, rechtliches oder geopolitisches Argument für die Zerstörung des Gaza-Streifens – was den Tod Zehntausender weiterer Zivilisten und die Vertreibung von zwei Millionen Menschen bedeuten würde –, um Israel vor einer vermeidbaren und kontrollierbaren Bedrohung zu schützen, die die Hamas in Wirklichkeit darstellt.

Zwischen 2008 und 2022 töteten die Hamas und andere militante Gruppen etwa ein Dutzend israelische Zivilisten pro Jahr, während Israel in der Regel mindestens zehnmal so viele palästinensische Zivilisten getötet hat.

Gaza-Intervention 2014: 19 Tote gegen 1.760 Tote

Im Jahr 2014, als Israel in Gaza einmarschierte, stieg die Zahl der toten israelischen Zivilisten auf 19, während 1.760 palästinensische Zivilisten getötet wurden. Die Hamas feuerte zahlreiche Raketen ab, die jedoch fast alle abgefangen wurden oder nur geringen Sachschaden anrichteten.

Israel reagiert regelmäßig, so auch 2014, mit Massakern und Luftangriffen. Die Israelis haben für dieses periodische Töten von Palästinensern sogar den zynischen Begriff "Rasenmähen" geprägt.

Es ist in Israel allgemein bekannt, dass die Existenz der Hamas von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu lange Zeit als "billige" Stütze seiner Politik benutzt wurde, um den Israelis zu "beweisen", dass eine Zwei-Staaten-Lösung unmöglich ist.

In all den Jahren der Hamas-Herrschaft in Gaza seit 2007 hat die Hamas nie israelisches Territorium erobert, geschweige denn Israels Existenz oder Überleben gefährdet. Die Hamas ist dazu auch gar nicht in der Lage, selbst wenn sie es wollte. Sie verfügt über ca. 30.000 Kämpfer, denen auf der Seite der israelischen Streitkräfte mehr als 600.000 aktive Soldaten und Reservisten gegenüberstehen.

Ferner verfügt die Hamas weder über eine Luftwaffe noch über gepanzerte Einheiten, noch über eine militärisch-industrielle Basis zur Waffenproduktion, und ihren Kämpfern mangelt es an geografischer Beweglichkeit außerhalb des Gazastreifens.

Der Hamas-Angriff vom 7. Oktober 2023

Am 7. Oktober drangen Hamas-Kämpfer überraschend in Israel ein. Dies war jedoch nicht Ausdruck einer neuen "Superfähigkeit" der Hamas, in Israel einzudringen, sondern beruhte vor allem auf einem schockierenden Versagen der israelischen Sicherheitskräfte.

Die israelische Führung hatte zahlreiche Warnungen vor einem bevorstehenden Hamas-Angriff ignoriert und die Sicherheitskräfte an der Grenze zwischen Gaza und Israel unerklärlicherweise stark unterbesetzt gelassen.

Noch erstaunlicher ist, dass die Hamas diesen Angriff nur wenige Tage nach der Erstürmung der Al-Aqsa-Moschee, einer der heiligsten Stätten des Islam, durch israelische Extremisten durchführen konnte.

Kämpfer der Hamas nutzten die überraschende Sicherheitslücke Israels aus und durchbrachen die Grenzmauer mit einem Sturmangriff, bei dem etwa 1.100 israelische Zivilisten getötet und 240 als Geiseln genommen wurden. An diesem Tag starb auch eine unbekannte Anzahl israelischer Zivilisten bei israelischen Luftangriffen und im Kreuzfeuer bei Gegenangriffen der israelischen Armee.

Durch die Wiederbefestigung der Grenze zum Gaza-Streifen ist Israel jedoch gegen weitere Bodenangriffe der Hamas gewappnet.

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