Studie: Grippe-Medikamente nutzlos : Das Versagen vor der Pandemie
- [Update vom 10. April 14:25 mit Roche-Stellungnahme, siehe Kastentext]
Es ist der vorläufige Schlusspunkt eines beispiellosen Katz- und Mausspiels und die fast restlose Entzauberung zweier Arzneimittel. Und eigentlich ist es auch einer der größten Skandale der jüngeren Medizingeschichte. Nur trauen sich nicht einmal die Ankläger in ihrer bisher umfangreichsten Klageschrift gegen die sogenannten Pandemie-Arzneien Tamiflu und Relenza, es öffentlich so zu benennen. Denn der Skandal ist vor allem eins: eine bittere, großteils selbst verschuldete Lehrstunde für Wissenschaft, Medizin, Staat, Industrie und Steuerzahler. Es geht um die mehr oder weniger sinnlose Massen-Bevorratung mit den beiden antiviralen Medikamenten in der ersten Dekade dieses Jahrhunderts, als die Welt zuerst vor einer weltweiten Vogelgrippen- und anschließend einer Schweinegrippenpandemie zitterte. Wie eine Gruppe von unabhängigen Ärzten und Forschern jetzt in der Neubewertung von 46 klinischen Studien zu Tamiflu und Relenza so klar wie nie zuvor gezeigt hat, sind die beiden zu den Neuraminidasehemmern zählenden Medikamente wenig effektiv, ja geradezu nutzlos im Kampf gegen die gefürchteten Influenzaviren. Die Veröffentlichungen der Cochrane-Collaboration, einem weltweiten Netzwerk von unabhängigen Wissenschaftlern, sind im „British Medical Journal“ erschienen.