Rußland :
„Dr. Putins Arbeit ist ein Plagiat“

Von Katja Gelinsky, Washington
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2000: Putin erhält die Ehrendoktorwürde der Universität St. Petersburg
Der russische Präsident Wladimir Putin hat nach Überzeugung eines amerikanischen Ökonomen weite Teile seiner Doktorarbeit aus einem 20 Jahre zuvor veröffentlichten Buch amerikanischer Wissenschaftler übernommen.

Der russische Präsident Wladimir Putin hat nach Überzeugung eines amerikanischen Ökonomen weite Teile seiner Doktorarbeit aus einem 20 Jahre zuvor veröffentlichten Buch amerikanischer Wissenschaftler übernommen. Es sei „keine Frage“, daß die Doktorarbeit Putins ein „Plagiat sei“, sagte der Wirtschaftswissenschaftler und Rußlandfachmann Clifford Gaddy der Zeitung „Washington Times“.

Gaddy, der an der „Brookings Institution“, einem Think Tank in Washington arbeitet, sagte, 16 der 20 Seiten, mit denen der zentrale zweite Teil von Putins Doktorarbeit beginne, seien von der russischen Übersetzung des 1978 erschienenen Buchs „Strategic Planning and Policy“ der Ökonomen William King und David Cleland von der Universität Pittsburgh abgeschrieben. Ferner seien sechs Diagramme und Tabellen „in Form und Inhalt“ aus der Arbeit der Ökonomen übernommen worden. Das Buch von King und Cleland sei in Putins Doktorarbeit zitiert, doch fehle ein Hinweis darauf, daß Teile daraus unverändert übernommen worden seien.

Schrieb ein Fremdautor die Dissertation?

Nach der vom Kreml veröffentlichten Biographie Putins hat der 53 Jahre alte russische Präsident 1997 einen Doktor der Wirtschaftswissenschaften an der renommierten staatlichen Bergbau-Hochschule St. Petersburg mit einer 218 Seiten langen Arbeit zur staatlichen Bewirtschaftung natürlicher Ressourcen erworben. Putin war damals in seiner Heimatstadt Leiter des städtischen Komitees für Außenbeziehungen.

Der amerikanische Rußlandfachmann E. Wayne Merry vom Washingtoner Think Tank „American Foreign Policy Council“ äußerte gegenüber der „Washington Times“ den Verdacht, daß Putin sich die Dissertation habe schreiben lassen, was damals „ziemlich üblich“ unter aufstrebenden Apparatschiks gewesen sei. Es sei wahrscheinlich eine offene Frage, ob Putin seine Dissertation bis zu ihrer Verteidigung überhaupt gelesen habe. Wladimir Litwinenko, der Rektor der staatlichen Bergbau-Hochschule Sankt Petersburg, gehört zu den Beratern Putins in Energiefragen.