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Schaden nach Schweinegrippe-Impfung Schweden entschädigt Narkolepsie-Patienten

Nach der Schweinegrippe-Impfung erkrankten in Europa auffällig viele Menschen an Narkolepsie. Schweden zahlt den Betroffenen jetzt bis zu eine Million Euro. Vielen genügt das nicht.
Der Impfstoff wird in der EU heute nicht mehr eingesetzt.

Der Impfstoff wird in der EU heute nicht mehr eingesetzt.

Foto: Z1018 Ralf Hirschberger/ dpa

Patienten in Schweden, die nach einer Impfung gegen die Schweinegrippe an der unheilbaren Schlafkrankheit Narkolepsie erkrankt sind, können künftig bis zu eine Million Euro Entschädigung einfordern. Das Parlament in Stockholm verabschiedete am Donnerstag ein entsprechendes Gesetz.

Insgesamt haben in Schweden 475 Patienten eine Entschädigung beantragt. In 311 Fällen wurde sie genehmigt. Vielen reicht die Summe von bis zu einer Million Euro jedoch noch nicht aus. Die Zahlung könne den lebenslangen Ausfall von Arbeitszeit nicht kompensieren, kritisiert die Narkolepsie-Vereinigung.

Narkolepsie ist eine seltene Schlaf-Wach-Störung, typische Symptome sind Tagesschläfrigkeit und eine sogenannte Kataplexie. Bei der Schlaflähmung versagen die Muskeln der Betroffenen oft infolge starker Emotionen, mitunter sacken die Beine weg und sie können sich nicht mehr bewegen. Die Lähmungen dauern in der Regel nur wenige Sekunden, können aber auch mehrere Minuten anhalten.

Wahrscheinlich besonders Kinder betroffen

Mittlerweile existieren mehrere Studien - unter anderem aus Finnland, Schweden und Irland  - die darauf hinweisen, dass der Impfstoff Pandemrix in einigen Fällen Narkolepsie ausgelöst hat. Den Daten zufolge sind vor allem Kinder und Jugendliche betroffen. Noch ist nicht abschließend geklärt, wie der Impfstoff zu der Krankheit geführt haben könnte. Möglich ist etwa, dass er bei bestimmten Nervenzellen im Gehirn vermehrt eine Art Selbstzerstörungsprogramm eingeleitet hat.

Pandemrix war im Oktober 2009 in der Europäischen Union zum Schutz gegen das Influenza-A-Virus H1N1 zugelassen worden, den Erreger der Schweinegrippe. Während der Influenza-Welle 2009/2010 wurden fast 31 Millionen Menschen damit geimpft. Zurzeit wird der Impfstoff laut Paul-Ehrlich-Institut  nicht mehr in der EU verwendet.

Die möglichen schweren Nebenwirkungen des Impfstoffs seien zunächst nicht absehbar gewesen, heißt es in einer Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Linken . Erst im Juli 2011 riet die Europäische Arzneimittelagentur EMA davon ab, Pandemrix weiterhin bei Personen unter 20 anzuwenden. In Deutschland wurde der Impfstoff zu diesem Zeitpunkt schon länger nicht mehr empfohlen, weil der Schutz gegen den Schweinegrippe-Erreger in den normalen, saisonalen Impfstoff integriert worden war.

Deutschland: 81 Verdachtsfälle bekannt

Die schwedische Regierung hatte wie auch die deutsche Regierung Ende 2009 dazu aufgerufen, sich gegen die Schweinegrippe impfen zu lassen. In Schweden folgten 60 Prozent der Bevölkerung dem Rat. Aus diesem Grund sieht sich das Parlament jetzt in der Pflicht, die Betroffenen zu entschädigen.

In Deutschland ließen sich nur rund acht Prozent der Bevölkerung impfen, auch die Zahl der möglichen Narkolepsie-Fälle liegt deutlich niedriger. Hierzulande wurden nach Angaben des Paul-Ehrlich-Instituts bis März 81 Betroffene registriert, bei denen es einen Zusammenhang mit der Impfung geben könnte.

Ein Teil der deutschen Betroffenen hat eine Entschädigung beantragt. Wird dem stattgegeben, haben sie die Möglichkeit auf eine lebenslange Grundrente. Grundlage dafür ist wie in Schweden, dass die Gesundheitsbehörden die Schutzimpfung öffentlich empfohlen hatten.

irb/dpa