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Milchaufschäumer im Test Schaumschläger!

Zu einem guten Kaffee gehört für viele Menschen aufgeschäumte Milch. Unser Kochexperte hat ausprobiert, mit welchen Hilfsmitteln man dabei die beste Konsistenz erzielt – und welche besonders in die Arme gehen.
Mehr oder minder fester Schaum: Ohne Schaumschläger klappt das nicht

Mehr oder minder fester Schaum: Ohne Schaumschläger klappt das nicht

Foto: Westend61 / Getty Images

Dieser Testbericht erschien erstmals am 21. Dezember 2020. Wir haben ein neues Produkt getestet und den Artikel aktualisiert.

Wer seinen Kaffee am liebsten mit Sprühsahne aus der Dose trinkt, hat nicht unbedingt die Kontrolle über sein Leben verloren. Aber besonders beliebt wird er sich in den Kreisen der gehobenen Koffein-Aficionados nicht machen. Dafür ist dieser im Grunde eher simple Genuss viel zu sehr zum Paradigma geworden, über das man sich mit Andersgläubigen stundenlang streiten könnte.

Ich selbst sehe mich irgendwo dazwischen und kann, wenn es nichts anderes gibt, auch mit einem leicht verbrannt schmeckenden Caffè aus der abgeschabten Bialetti-Mokkakanne vom Campingkocher mit einem Schuss gesüßter Kondensmilch glücklich werden. Das hat mit gehobenem Espresso- oder Latte-macchiato-Genuss natürlich nichts zu tun – schon weil ein vernünftiger Kurzer mit deutlich mehr Bar durch das Kaffeepulver gepresst wird, als es dieser achteckige Kannenklassiker (maximal 2,5 Bar) schafft. Und die Milch muss natürlich aufgeschäumt sein – ein feucht-flüssiger Schwups macht höchstens einen spanischen Café cortado, aber keinen echten Macchiato. Wem das alles nun völlig Latte ist, hat Glück: Er braucht diesen Text nicht weiterlesen.

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Privat

Der zwischen Hamburg und Palma de Mallorca pendelnde Food-Journalist Peter Wagner kocht länger, als er für Geld schreibt: Seit seinem 16. Lebensjahr ist das Schnibbeln, Simmern und Sautieren sein liebstes Hobby. Als furchtloser Esser mag der ehemalige Musikkritiker im Grunde alles, solange es mit Liebe und Verstand aus frischen Zutaten gekocht wird. Seit vielen Jahren beschäftigt er sich auch hauptberuflich mit Kochen, Essen, Reisen und Genießen und hat längst den Gegenwert eines Mittelklassewagens in der Gastronomie verzecht. Peter Wagner veröffentlicht Ernährungs-Sachbücher und Kochbücher, schrieb die samstägliche Küchen-Kolumne "Hobbykoch" und ist Gründer und Herausgeber des Männerkochmagazins www.kochmonster.de . Aktuell ist sein erstes komplett selbstproduziertes Buch »Corona-Speck weg!« im Handel, für das es auf www.corona-speck.de  einen kleinen Vorgeschmack gibt.

Bialetti Cappuccinatore

Bialetti Cappuccinatore: Sehr effektiv, todschick, sündhaft teuer

Bialetti Cappuccinatore: Sehr effektiv, todschick, sündhaft teuer

Foto: Bialetti

Unter den manuellen Milchschäumern ist der Cappuccinatore so etwas wie eine Mischung aus »Mona Lisa« und Bentley: perfekt im Styling, todschick – und sündhaft teuer. Bialetti ist in Italien eine der führenden Marken mit den ikonischen Moka-Kannen bis hin zum kompletten Kaffeeservice. Dabei sind nicht wirklich alle Produkte so cool geschnitten wie der Hochglanzschäumer. Von Bialetti gibt es die Moka inzwischen auch in albernen Babyfarben und als »Express Alpina« sogar in Jägergrün mit einem Deckel in der Form eines Tirolerhuts.

Der Cappuccinatore macht aber in jeder noch so durchgestylten Designerküche eine Topfigur – solange man ihn konsequent mit Stoffhandschuhen anfasst. Denn der Edelstahl von Kanne, Deckel und Pumpknauf scheint bei ungeschützten Händen fast schon vor der ersten Berührung mit Fingerabdrücken befleckt zu werden. Das Finish ist extrem empfindlich und muss auch nach der Reinigung in der Spülmaschine (alle Einzelteile dürfen rein) oft noch nachpoliert werden.

Laut Bialetti schäumt der Cappuccinatore bis zu 330 Milliliter Milch auf, angeblich ausreichend für sechs Tassen Cappuccino. Die müssten dann so klein sein wie die legendären Stapelbecher des Herstellers, aber für drei ordentliche Becher Kaffee mit Milchschaum reicht es schon. Allerdings zeigte sich im Test, dass die angegebene Maximalmenge um etwa zehn Prozent zu hoch angegeben ist: 300 Milliliter Milch ließen sich noch problemlos aufpumpen, bei 330 Millilitern spritzte unangenehm heißer Schaum auf die Pumphand.

Der Boden des Cappuccinatore ist für alle Herdarten geeignet, auch Induktion. So ein Herd bringt selbst kühlschrankkalte Milch in Windeseile auf die für Schaumerzeugung ideale Temperatur zwischen 55 und 65 Grad Celsius. In diesem Punkt haben aber natürlich die Schäumsysteme mit eingebauter Heizung die Nase vorn. Meint man es ernst mit der optimalen Hitze, muss man sie schon mit einem eingehängten Thermometer messen. Außerdem zeigt sich erwartungsgemäß bei der Bialetti am Ende ein am Boden klebender Milchansatz. Schließlich wirbelt dort im Gegensatz zu den Stromern kein Miniquirl die Flüssigkeit auf. Immerhin: Mit ein paar Tropfen Spüli und einer Bürste ließen sich diese Rückstände rasch entfernen.

In der wichtigsten Disziplin zeigt der Cappuccinatore aber den meisten anderen Schäumern – egal, ob manuell oder elektrisch – die Rücklichter: Kein anderes Gerät erzeugt aus fettarmer Milch eine derart große Menge an absolut standfestem Schaum. Das macht ihn auch für Hobbykochende interessant, die ihre Tellerkreationen mit herzhaften Schäumchen von Trüffel- bis Krustentieraroma krönen wollen.

Der geniale Doppelsiebschäumer sorgt für feinste Bläschen unterschiedlicher Textur: Nach zehn Sekunden Pumpen ist der Schaum weich, leicht flüssig, und am Kannenboden bleibt etwa die Hälfte der ursprünglichen Flüssigkeitsmenge als heiße Milch zurück. Nach 30 Pumpvorgängen ist auch ein Drittel der Hafermilch perfekt geschäumt, hier bleibt allerdings immer ein flüssiger Rest in der Kanne. Fettarme Milch lässt sich mit 50 Pumpstößen in fast schon schnittfesten Schaum verwandeln, sogar die gesamten 300 Milliliter.

Was ist das? Der mit Abstand effektivste manuelle Milchschäumer auf dem Markt

Wer braucht das? Alle, die vom perfekten Schaum träumen – auch als herzhafter Variante auf dem Teller

Was kostet das? UVP 59,95 Euro; Straßenpreis ab circa 32 Euro

SimpleTaste Milchaufschäumer

SimpleTaste Milchaufschäumer: Besser mit einem etwas höheren Gefäß benutzen

SimpleTaste Milchaufschäumer: Besser mit einem etwas höheren Gefäß benutzen

Foto: SimpleTaste

Ein anderes in vielen Kaffeetrinker-Haushalten häufig gesehenes Aufschäumprinzip sind kleine batteriebetriebene Einhandmixer mit Griff, dünner Achse und einem drahtkörbchenartigen Schäumeraufsatz. Diese Teile gibt es schon für weniger als zehn Euro.

Entsprechend leicht gehen sie kaputt. Das kann schnell passieren, wenn man sie in den Tiefen einer chaotischen (also normalen) Küchenschublade aufbewahrt, wobei die empfindliche Metallachse leicht mal ein bisschen verbiegt. Dann wird statt gemixt nur noch geeiert, die Party ist vorbei. Besser also ein System kaufen, bei dem man entweder die Achse abziehen kann, wodurch allerdings mit der Aufhängung/Arretierung eine weitere Sollbruchstelle entsteht. Oder den SimpleTaste mit praktischem Ständer zum Abstellen des Miniquirls.

Diese Geräte können an anderer Stelle (Topf, Mikrowelle) erhitzte Milch recht zuverlässig zu einem manchmal sogar recht ansehnlichen Schaum schlagen. Jenseits des Kaffeekochens lassen sich damit auch Eier für das Frühstücksomelette verquirlen oder so manche kalte (selbst gemachter Gemüsesaft) und heiße (fette Soßen) Emulsionen im Handumdrehen wieder glatt rühren, die sich nach längerem Herumstehen in ihre Bestandteile getrennt haben. Sogar der Mandelschaum unseres Hobbyküchenrezepts für Birnen-Tarte lässt sich damit herstellen.

Der SimpleTaste-Schäumer geht dabei mit so viel Kraft zur Sache, dass es bei Milch in einem kleinen Becher oder der Tasse schon mal ziemlich herumspritzen kann. Deshalb hier besser ein etwas höheres Gefäß oder gleich den Milchtopf bevorzugen. Spielentscheidend ist hier, dass die Milch beim Quirlen nicht zu heiß ist. Idealtemperatur: circa 70 °C.

Was ist das? Ein batteriebetriebener, preiswerter Miniquirl zum schnellen Aufmixen vorgeheizter Milch

Wer braucht das? Eigentlich jeder: ein kleiner, praktischer Küchenhelfer, der in keiner Küche fehlen sollte

Was kostet das? Ab circa 7 Euro, der SimpleTaste liegt bei etwa 15 Euro.

Bodum 1446-01 Latteo

Milchaufschäumer von Bodum: Für Schaumschläger mit Wumms im Arm

Milchaufschäumer von Bodum: Für Schaumschläger mit Wumms im Arm

Foto: Bodum

In Lebensphasen ohne haushaltsnah verfügbare Körperertüchtigungsgeräte wie Ergometer oder Crosstrainer kann ein handbetriebener Milchschäumer wie dieser einen wertvollen Beitrag zum Frühsport leisten. Denn bis der Latteo einen zumindest cremigen Schaum für eine halbwegs standfeste Morgen-Latte oder Cappuccino erzeugt hat, muss man manchmal schon ziemlich lange den Griff mit dem unten angebrachten Feinsieb im Glasbecher auf und ab bewegen.

Wer das vor allem zum Muskelaufbau betreiben möchte, sollte kalte vollfette Milch verwenden – mit der braucht man nämlich am längsten. Immerhin schäumt es bei sehr niedrigen Fettgraden ganz ordentlich. Am besten klappt das, wenn man die Milch vorher im Mixbecher erwärmt, allerdings kann man sich auch am 70 °C warmem Glas ganz schön die Flossen verbrennen.

Immerhin steckt der Deckel tief im Becher, sodass beim Pumpen nichts herausläuft. Die drei Einzelteile dürfen in die Spülmaschine, sollten dort aber nicht lange eintrocknen. Deshalb lieber vorher kurz unter fließendem Wasser abspülen.

Praktisch beim Camping oder in der einsamen Skihütte ohne elektrischen Strom sind Schaumschläger mit Edelstahlbecher – da kann man den Milchschaum zum Moka-Kaffee notfalls auch mit dem Sturmfeuerzeug heiß machen. Für eine zünftige Schaumparty reicht das natürlich nicht.

Was ist das? Ein Milchbecher mit Deckel und Handpumpe

Wer braucht das? Schaumschläger mit ordentlich Wumms im Arm

Was kostet das? Manuelle Milchschäumer mit Pumpsystem gibt es ab etwa 15 Euro, der Latteo kostet circa 20 Euro.

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version dieses Artikels hieß es, der Bialetti Cappuccinatore habe eine Chrombeschichtung. Das ist falsch, er besteht aus Edelstahl. Wir haben den Fehler korrigiert.

Hintergrund: Produkttests im Ressort Tests