Arbeiten im Mülheimer HafenRatsschiff bekommt einen neuen Rumpf

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Frachtschiff Doris schleppt das Ratsschiff in den Mülheimer Hafen.

Köln – Udo Giesen war erleichtert, als das historische Ratsschiff „MS Stadt Köln“ am Dienstag den Niehler Hafen verließ. An der Seite des Frachtschiffs Doris trat das rund 53 Meter lange Schiff, auf dem sich schon Konrad Adenauer, John F. Kennedy und Prinz Charles über den Rhein schippern ließen, seinen Weg zum Mülheimer Hafen an. Dort wird die „Kölner Schiffswerft Deutz“ in den kommenden Monaten in einem ersten Schritt den maroden Rumpf der „MS Stadt Köln“ erneuern.

„Wir versuchen schon seit Jahren, das Schiff aus seiner Notsituation herauszubringen“, sagte Giesen, Vorsitzender des „Vereins der Freunde & Förderer des historischen Ratsschiffs MS Stadt Köln“, der die Restaurierung des einstigen Repräsentationsschiffs aus dem Jahr 1938 vorantreibt. Schon im Sommer vergangenen Jahres war die denkmalgeschützte „MS Stadt Köln“ nach Mülheim geschleppt worden: Wegen der enormen Schäden am Rumpf sah sich der Verein gezwungen, schnell zu handeln.

Doch die Bezirksregierung, die für die Arbeiten am Rumpf 200.000 Euro in Aussicht gestellt hatte, wollte das Geld damals nicht vorzeitig bewilligen. Das sogenannte beschränkte Ausschreibungsverfahren, das der Verein für die erste Baustufe gewählt hatte, reichte ihr nicht aus. Der Verein musste die rund eine Million Euro teure Rumpf-Erneuerung europaweit ausschreiben und das Ratsschiff wieder zurück zum Niehler Hafen bringen. Doch auch nach der Ausschreibung ging der Auftrag an die Werft im Mülheimer Hafen. Nun trat das Ratsschiff zum zweiten Mal seinen Weg zum rechtsrheinischen Ufer an. Die Überfahrt dauerte eine Stunde.

Zweiten Weltkrieg unbeschadet überstanden

Die Sanierung des Rumpfs wird etwa drei Monate dauern. In weiteren Baustufen sollen auch die Decks, die Elektrik, die Heizungsanlage und die Diesel-Motoren flottgemacht werden. Auch hierfür sind europaweite Ausschreibungen nötig. Laut Giesen liegen die Gesamtkosten bei rund zwei Millionen Euro. 1,25 Millionen Euro seien bereits von der Bezirksregierung, der Stadt und der Deutschen Stiftung Denkmalschutz bewilligt worden. Rund 55000 Euro seien über Spenden und Mitgliedsbeiträge zusammengekommen. Anträge über weitere Fördergelder in Höhe von 600.000 Euro lägen dem Bund und der NRW-Stiftung vor. „Wir sind weiterhin auf Spenden angewiesen“, so Giesen. Schließlich müsse der Verein auch 200.000 bis 250.000 Euro für eine Landebrücke im Rheinauhafen aufbringen. Wie früher soll das Schiff dort vor Anker gehen – und zwar schon ab 2020.

Einst nutzten die Stadt Köln und die Bundesregierung die „MS Stadt Köln“ für Empfänge hoher Staats- und Stadtgäste. In Auftrag gegeben worden war sie 1938 für die Gästebetreuung der für 1940 geplanten Internationalen Verkehrsausstellung, getauft wurde sie auf den Namen „Hansestadt Köln“. Den Zweiten Weltkrieg überlebte das Schiff unbeschadet: Die damalige Besatzung hatte es bis 1945 in Sankt Goarshausen sicher „geparkt“. Nach dem Krieg fuhr das Schiff unter amerikanischer Flagge, erst 1952 wurde es an die Stadt Köln zurückgegeben. Auch Charles de Gaulle, Elisabeth II. und Michael Jackson nahmen in den fein ausstaffierten Salons Platz. Seinen letzten offiziellen Einsatz hatte das Ratsschiff 2005 beim Weltjugendtag.

Die Restaurierung werde vom Rheinischen Amt für Denkmalpflege und dem Stadtkonservator überwacht, so Giesen. Die Stadt bleibe Eigentümerin, betrieben werde das schwimmende Denkmal jedoch vom Förderverein. Die Salons sollen für Seminare, Trauungen und Empfänge genutzt werden, Fahrten sind nur gelegentlich geplant.

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