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Deutsche Intensivmediziner fordern Lockdown bis Ende März

Wie beeinflussen Corona-Mutationen die Belegung der Intensivstationen?

Die Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin äußert sich zur Belegung der Intensivstationen. Was eine Hochrechnung unter Berücksichtigung der schnelleren Verbreitung durch Mutationen ergab, erfahren Sie hier im Video.

Quelle: WELT

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Eine Öffnung am 8. März führt laut einem Modell der Intensivmediziner trotz Impfstrategie zu einem schnellen Anstieg der Corona-Toten. Ein Horrorszenario von mehr als 25.000 Patienten auf den Intensivstationen könne mit einem verlängerten Lockdown verhindert werden.

Die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) hat sich am Donnerstag für eine Verlängerung des Lockdowns bis zum 1. April ausgesprochen. Lockerungsmaßnahmen sollen künftig nicht mehr anhand der Sieben-Tage-Inzidenz, sondern des R-Werts beschlossen werden.

Von einer Öffnung am 8. März sei abzuraten, da es sonst zur dritten Welle mit einem Spitzenwert von etwa 25.000 Patienten auf den Intensivstationen im Juni kommen werde.

Dieses Horrorszenario setzt aber voraus, dass der R-Wert bei 1,2 bleibt und sich die Impfungen der Über-35-Jährigen bis Mitte August hinziehen. Das berechnete die DIVI anhand eines Prognosemodells mit drei Szenarien, einbezogen wurden auch die Impfstrategie und die Virusmutante B.1.1.7.

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Quelle: Infografik WELT

„Öffnen wir zum 1. April, haben wir genug Zeit, die älteren Menschen zu impfen. Dann können wir die Pandemie erfolgreich eindämmen“, sagte DIVI-Präsident Gernot Marx. Die Eindämmung sei aber nur möglich, wenn sich mindestens 80 Prozent der Deutschen impfen lassen, um so eine Herdenimmunität herzustellen.

Sofern die Impfungen der Über-35-Jährigen bis Ende Juni abgeschlossen sind und der R-Wert bei oder unter 1 gehalten wird, würden Lockerungsmaßnahmen ab dem 8. März zu einem Spitzenwert von maximal 3400 Intensivpatienten führen. Am Mittwochabend liegt der R-Wert laut RKI bei 0,98.

Die schlimmste Situation ergäbe sich laut Modell mit einer Lockerung Anfang März, wie sie Bund und Länder am nächsten Mittwoch (3. März) diskutieren wollen. Würden die Maßnahmen bis April aufrechterhalten werden, würde das Infektionsgeschehen weiter abflachen – auch weil die Impfkampagne dann weiter fortgeschritten sei.

„Sicherlich erschrickt es einige, wenn die DIVI den Lockdown bis April fordert. Aber 25.000 Patienten kann das deutsche Gesundheitssystem kaum beherrschen“, sagte Ex-DIVI-Präsident Uwe Janssens. Doch eine erneute Welle würde auch bedeuten, andere Operationen von Nicht-Corona-Patienten verschieben zu müssen. „Auch für die Mitarbeitenden auf den Intensivstationen wäre dies nicht zu verkraften.“

„Es geht hier um drei, maximal vier Wochen Disziplin. In der jetzigen Situation geht es darum, ob wir wieder exponentiell werden und wie stark exponentiell“, sagte Professor Christian Karagiannidis, Leiter des DIVI-Intensivregisters. „Entweder wir verlieren in der Nachspielzeit oder wir gewinnen.“ Bereits im Dezember hatten sich die Intensivmediziner früh als Befürworter jenes harten Lockdowns positioniert, der dann auch folgte.

saw

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