Wissenschafter rechnen für heuer mit Anstieg der Emissionen von 0,6 Prozent
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Science

Prognose: "Corona bringt größten CO2-Rückgang seit dem 2. Weltkrieg"

Flugzeuge bleiben am Boden, Fabriken stehen still und viele Menschen arbeiten von zu Hause, um die Ausbreitung des Coronavirus zu reduzieren. Dass sich das positiv auf die Luftqualität auswirkt, ist keine Überraschung. Satellitenbilder zeigten bereits einen Rückgang von Stickstoffdioxid in China und Norditalien.

Nun haben Wissenschaftler eine erste Prognose über die Kohlendioxid-Emissionen für 2020 erstellt. Laut Rob Jackson, Vorsitzender des Global Carbon Project, könnte der CO2-Ausstoß gegenüber dem Vorjahr um 5 Prozent sinken.

Der Anstieg der CO2-Emissionen könnte durch die Corona-Krise um 5 Prozent zurückgehen

Erster Rückgang seit 2008

Damit würde erstmals seit 2008 wieder ein Rückgang der CO2-Emissionen verzeichnet. Damals waren sie aufgrund der Finanzkrise um 1,4 Prozent gefallen. "Es würde mich nicht schockieren, wenn die Kohlendioxidemissionen in diesem Jahr um 5 Prozent oder mehr sinken würden, was seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs nicht mehr zu beobachten war", sagte Jackson gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Weder der Fall der Sowjetunion noch die verschiedenen Öl-  und Finanzkrisen der letzten 50 Jahre hätten so einen Einfluss gehabt, wie die Corona-Krise.

Experten rechnen allerdings mit einem punktuellen Rückgang, der auf den Ausnahmezustand während der Pandemie zurückzuführen ist. Sobald die Corona-Maßnahmen aufgehoben werden, würden die Emissionen wieder auf den Zustand vor der Krise ansteigen, vermutet Corinne Le Quéré, Klimaforscherin an der Universität East Anglia. Nachdem sich die Weltwirtschaft von der Finanzkrise 2008 erholt hatte, stiegen die Emissionen wieder um 5,1 Prozent.

Die Grafik zeigt den täglichen Kohleverbrauch während des chinesischen Neujahrs

Aus Krise lernen

In China waren die Emissionen um ca. 25 Prozent zurückgegangen, nachdem Fabriken geschlossen und strenge Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus durchgesetzt wurden. Nachdem das Land wieder in einen Normalzustand übergegangen ist, stiegen die Emissionen wieder deutlich an.

Nachdem in den Krisenregionen weniger Stickstoffdioxid gemessen wurde, hatten Forscher die positiven Auswirkungen aufgezeigt, allerdings auch hier von einem "Notfallprogramm" gesprochen. Trotzdem sei es notwendig, aus der Krise zu lernen, sagte Jens Borken-Kleefeld vom Forschungsinstitut IIASA. "Der Umstieg von persönlichen Treffen und Konferenzen auf elektronische Medien ist natürlich im ersten Moment eine Einschränkung, aber man sieht auch, dass dadurch sparsamer mit Zeit und Ressourcen umgegangen wird. Die Politik kann daraus lernen, wie sich Menschen neuen Gegebenheiten anpassen und welche Verhaltensänderungen möglich sind."

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