Istanbuler Gericht vertagt den Prozess gegen den deutschen Journalisten Deniz Yücel

Die türkische Justiz will erst im Oktober gegen den «Welt»-Korrespondenten prozessieren. Dies wegen fehlender Dokumente.

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Sass ein Jahr in der Türkei in Untersuchungshaft: «Welt»-Korrespondent Deniz Yücel. Der Journalist Anfangs Juli bei der Eröffnung der Bad Hersfelder Festspiele. (Bild: Imago)

Sass ein Jahr in der Türkei in Untersuchungshaft: «Welt»-Korrespondent Deniz Yücel. Der Journalist Anfangs Juli bei der Eröffnung der Bad Hersfelder Festspiele. (Bild: Imago)

(dpa)

In der Türkei ist der Prozess gegen den deutschen «Welt»-Korrespondenten Deniz Yücel erneut vertagt worden. Es fehlten noch Dokumente, begründete das Istanbuler Gericht die Verschiebung auf Oktober. Den neuen Verhandlungstermin setzte das Gericht auf den 17. Oktober fest. Yücels Anwalt Veysel Ok sagte der Nachrichtenagentur DPA, das Gericht warte auf die Aussage Yücels vor dem Amtsgericht in Berlin.

Der Prozess gegen Yücel wird in Abwesenheit des Beschuldigten geführt. Er hatte im Mai im Rahmen der Rechtshilfe vor einem Richter in Deutschland ausgesagt. Yücel sass zwischen Februar 2017 und Februar 2018 ohne Anklageschrift in einem türkischen Hochsicherheitsgefängnis. Mit seiner Entlassung und Ausreise wurde Anklage wegen Terrorpropaganda und Volksverhetzung erhoben.

Im Juni hatte das türkische Verfassungsgericht die einjährige Untersuchungshaft des Reporters für rechtswidrig erklärt. In seiner Aussage in Berlin hatte Yücel erklärt, er sei während der Haft gefoltert worden, und machte den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan dafür verantwortlich.

Auch Steudtner-Prozess verschoben

Vertagt wurde auch die Verhandlung gegen den deutschen Menschenrechtler Peter Steudtner. Dieser Prozess wird am 9. Oktober weitergeführt. Alp Tekin Ocak, einer von Steudtners Anwälten, sagte der DPA, die Staatsanwaltschaft wolle dann ihr Abschlussplädoyer halten und es könne ein Urteil fallen.

Mit Steudtner sind der Schwede Ali Gharavi, der Amnesty-International-Ehrenvorsitzende der Türkei, Taner Kilic, und neun weitere Menschenrechtler angeklagt. Ihnen allen wird Mitgliedschaft in einer Terrororganisation beziehungsweise Terrorunterstützung vorgeworfen, worauf bis zu 15 Jahre Haft stehen. Steudtner und Gharavi sassen mehr als 100 Tage in türkischer U-Haft. Zu Prozessbeginn im Oktober 2017 kamen sie frei und reisten aus. Sie nehmen nicht an der Fortsetzung ihres Verfahrens teil.