Professorin will den Super-Lockdown: Die radikalste Stimme in Merkels Team

Merkel-Beraterin Melanie Brinkmann (47), Virologin aus Braunschweig, will die Infektionen auf Null drücken

Merkel-Beraterin Melanie Brinkmann (47), Virologin aus Braunschweig, will die Infektionen auf Null drücken

Foto: imago images/teutopress
Von: Nadja Aswad und Filipp Piatov

Die Kanzlerin spricht gerne davon, auf „die Wissenschaft“ zu hören. Doch welchen Wissenschaftlern sie zuhört, das entscheidet Angela Merkel (66, CDU) ganz alleine.

Seit Beginn der Corona-Krise lässt sich Merkel von einem intimen Zirkel von Wissenschaftlern (v. a. Physiker, Virologen) beraten, die eines gemeinsam haben: Sie stehen hinter dem Regierungskurs, fordern Lockdowns, harte Maßnahmen.

Doch das Kanzleramt nutzt seine Experten auch, um widerspenstige Länderchefs unter Druck zu setzen. Es gehe der Kanzlerin darum, unmittelbar vor den Bund-Länder-Gipfeln „noch einmal ordentlich Dampf zu machen“, hieß es aus einer CDU-Landesregierung gegenüber BILD.

Lockdown bis es keine Infektionen mehr gibt

Nicht immer läuft es glatt. Wie BILD erfuhr, störten sich einzelne Ministerpräsidenten Anfang Januar am „herablassenden“ Ton der Physikerin Viola Priesemann (39, Max-Planck-Institut), eine von Merkels engsten Beraterinnen. Bei der Expertenrunde am Montagabend war Priesemann nicht mehr dabei.

Stattdessen forderten zwei andere Top-Berater der Kanzlerin eine radikale Corona-Strategie, die selbst unter Befürwortern harter Maßnahmen für Befremden sorgt: so lange im Lockdown bleiben, bis Deutschland NULL Corona-Infektionen verzeichnet!

Das verlangen u. a. die Virologen Melanie Brinkmann (47) und Michael Meyer-Hermann (54, beide Helmholtz-Institut) in einem pünktlich zur Expertenrunde fertiggestellten 10-Seiten-Papier.

Für Aufsehen sorgt nicht nur das Null-Infektionen-Ziel („Zero Covid“) nach dem Beispiel Australiens, sondern auch das im Papier geforderte Propaganda-Programm: Mit staatlichen „Motivationskampagnen“ für Lockdowns soll „gesellschaftlicher Konsens“ hergestellt werden.

In der Experten-Schalte legte Brinkmann nach BILD-Informationen nach: „Wir müssen die Bevölkerung überzeugen, dass wir auf null müssen.“

Die Bundesregierung weiß um die Brisanz des Papiers. Auf BILD-Anfrage wollte man nicht einmal bestätigen, „dass dieses Dokument existiert“.

Fachleute und Politiker wundern sich

Fachleute sind fassungslos. „Mich überrascht die versprochene Übertragbarkeit von einer australischen Großstadt in das dicht besiedelte Europa mit seinen vielen Staaten“, kritisiert Medizinstatistiker Gerd Antes (71) in BILD.

„Das Ziel, die Infektionen auf null zu bringen, erscheint mir unter den hiesigen politischen Bedingungen völlig unrealistisch und naiv.“

Wirtschaftspolitiker Olaf in der Beek (53, FDP) wundert sich über Merkels Einladung von Experten, „die eine vollständige Lahmlegung des Landes mit ungewissem Ausgang fordern“ und warnt vor „fatalen sozialen und wirtschaftlichen Nebenwirkungen eines solchen Experiments“.

In Merkels Expertenrunden fehle „von kritischen Stimmen leider jede Spur“.

Tübingens Bürgermeister Boris Palmer (48, Grüne) kann nur mit dem Kopf schütteln. „Null Covid, gerne“, so Palmer zu BILD. „Null Verbrechen, null Krieg, null Hunger und null CO2 kämen bei mir vorher.“

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.