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Bayerns größtes privates Aquarium steht in Taufkirchen (Vils)

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Stolz und erleichtert: Nach rund einem Jahr und 1200 Arbeitsstunden sitzt Dominik Fischer vor der 4,55 Meter breiten und 1,55 Meter hohen Glasscheibe seines riesigen Aquariums und genießt es, die Fische zu beobachten
Stolz und erleichtert: Nach rund einem Jahr und 1200 Arbeitsstunden sitzt Dominik Fischer vor der 4,55 Meter breiten und 1,55 Meter hohen Glasscheibe seines riesigen Aquariums und genießt es, die Fische zu beobachten. © Birgit Lang

Das ist Leidenschaft: Dominik Fischer (34) hält seine Fische im selbst gebauten 80 000-Liter-Becken in Taufkirchen.

Taufkirchen – Rochen, Scheibensalmler und sogar ein 16 Jahre alter Wabenschilderwels schwimmen bei Dominik Fischer im Wohnzimmer. Allerdings ist das nicht irgendein Wohnzimmer, er hat es eigens angebaut, um dort sein Aquarium in der Größe, wie man es sonst nur in Zoos findet, unterzubringen. 6,40 Meter ist das Becken lang, 4,20 Meter breit und drei Meter tief.

80 000 Liter Wasser fasst das Bassin. Rund 120 Fische 20 verschiedener Arten tummeln sich darin, darunter Großbarsche, Pacus, die mit Piranhas verwandt sind, Drachenfische, Golden Dorados, Kammbuntbarsche und ein Arapaima – „einer der größten Süßwasser-Raubfische der Welt“, erklärt der 34-Jährige. Sie kosten zwischen zehn und 2000 Euro pro Tier.

Erst im Alter von 20 Jahren hat ihn die Leidenschaft für Fische gepackt. Er erinnert sich: „Ich war damals im Zoo und Co. in Erding und hab’ mir mein erstes Aquarium gekauft.“ 240 Liter Wasser fasste das Becken, in dem nur Goldfische schwammen. „Die sind ja gar nicht fürs Aquarium geeignet“, weiß der Taufkirchener heute, „ich habe sie dann in unseren Teich gesetzt“. So hat es nur zwei Monate gedauert, bis das nächste Aquarium mit einem Volumen von 720 Liter in der Wohnung stand.

Immer mehr begeisterte sich der gelernte Brauer für Fische, „aber auch die Technik, die hinter den Aquarien steckt, interessiert mich sehr“. Das Wissen habe er sich selbst angeeignet, über Youtube-Videos, aber auch sein Beruf sei hilfreich. „Als Brauer habe ich viel mit Technik zu tun, wir stehen immer wieder vor neuen technischen Herausforderungen, die wir meistern müssen, da habe ich viel gelernt.“

Die Fütterung der Fische erfolgt von oben – und zwar aus einem eigenen Raum, der entlang des Beckens gebaut wurde.
Die Fütterung der Fische erfolgt von oben – und zwar aus einem eigenen Raum, der entlang des Beckens gebaut wurde. © Alexandra Anderka

In das erste Aquarium, das Fischer selbst konzipierte, passten 2000 Liter, es folgte eines mit 7000 Litern, bevor vor einem Jahr die Idee gereift war, das Riesenbecken anzugehen. „Ich habe alles aus dem Kopf heraus gebaut, ich habe nicht einmal einen Plan gezeichnet“, erzählt der Technik-Fan.

Wichtig sei ihm gewesen, die Betriebskosten so gering wie möglich zu halten. Deshalb arbeite er mit Lufthebern statt mit Pumpen und mache sich das Schwerkraftprinzip zunutze. Seine Konstruktionen habe er sich von den kleineren Aquarien abgeschaut und auf das große übertragen. Bislang funktioniere alles reibungslos. Die Luftheber wälzen die komplette Wassermasse von 80 Kubik in einer halben Stunde um. Zur Reinigung fließt das Wasser durch Schwämme. Täglich werden 1000 Liter Wasser durch frisches ausgetauscht. Fischer ist zufrieden mit seiner Konstruktion und sagt: „150 Euro Betriebskosten habe ich im Monat, inklusive Heizung, Strom, Wasser und Futter.“

Genaue Angaben zum Preis des Aquariums möchte er nicht machen, nur so viel: „Einen Mittelklassewagen hätte ich mir stattdessen schon kaufen können.“ Das Teuerste sei die Scheibe gewesen. „Sie besteht aus Diamantglas, mit drei Folien und 6,5 Zentimeter dick.“ Für einen klaren Durchblick sei diese Qualität nötig. Mit einem Autokran wurde das 1,2 Tonnen schwere Teil in das betonierte Becken eingepasst, anschließend alles mit Epoxidharz abgedichtet.

Nervenaufreibend seien die 16 Stunden gewesen, in denen das Bassin zum ersten Mal mit Wasser befüllt wurde. „Wäre das Becken nicht dicht gewesen, wäre das Suchen losgegangen.“ Aber es war dicht, und nach gut einem Jahr sowie rund 1200 Arbeitsstunden, bei denen Familie und Freunde mithalfen, schwammen endlich die ersten Fische im Riesen-Aquarium.

Eine Stunde am Tag nimmt sich Fischer nun Zeit, setzt sich vor die Scheibe und beobachtet das Schwimm- und Paarungsverhalten sowie die Entwicklung der Fische. „Da ist ja kein Bild gleich, ständig passiert etwas. Es ist spannend und beruhigend zugleich“, meint der 34-Jährige. Das findet auch die 83-jährige Oma. Jeden Tag setzt sie sich zum Mittagsschlaf in den Sessel vors Aquarium und versucht, die Fische zu zählen. „Dabei schläft sie meistens ein“, erzählt Fischer schmunzelnd.

Es habe auch schon Rochen-Nachwuchs in dem großen Becken gegeben. Den holt der Fisch-Kenner dann allerdings raus, um ihn vor seinen natürlichen Feinden zu schützen. Dazu steigt er mit einem Kescher ins Wasser. Die Baby-Fische zieht er in seinen 15 weiteren Aquarien groß.

Seine Erfahrungen tauscht der Taufkirchener in den Sozialen Medien mit Gleichgesinnten aus. So hat er auch ausfindig gemacht, dass es in Thüringen ein Becken mit 105 000 Litern Fassungsvermögen und in Hessen eines mit 65 000 Litern gibt. „Aber in Bayern ist mein Aquarium wahrscheinlich das größte private“, freut er sich. Er wisse zumindest nicht von einem Größeren. Zeigen wolle er das überdimensionale Prachtexemplar aber nur Freunden und Bekannten, „schließlich befindet es sich ja in meinem zweiten Wohnzimmer“, sagt er lachend.

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