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Infektionszahlen sinken nicht mehr: Jetzt droht erneute Corona-Wende: Virologe befürchtet „landesweiten Flächenbrand“
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Getty Images/iStockphoto/ peterschreiber.media Corona-Mutationen sorgen dafür, dass in manchen Regionen trotz Lockdown  die Infektionszahlen wieder ansteigen.
  • FOCUS-online-Redakteurin

Corona-Mutationen sorgen dafür, dass in manchen Regionen trotz Lockdown die Infektionszahlen wieder ansteigen. Virologe Martin Stürmer erklärt, wieso wir deutschlandweit vor einem Wendepunkt im Infektionsgeschehen stehen – und wie wir den erneuten Negativtrend verhindern.

Während die 7-Tage-Inzidenz im Bundesland Schleswig-Holstein am Freitagmorgen bei 49,1 liegt, verzeichnet der Landkreis Flensburg einen Wert von 177,45. Verantwortlich dafür: die Mutation B.1.1.7. Diese macht dort laut Ministerpräsident Daniel Günther bereits mehr als 33 Prozent der Infektionen aus.

Eine RKI-Untersuchung deutet sogar darauf hin, dass die Mutation gar für mehr als die Hälfte der Fälle rund um Flensburg verantwortlich sein könnte. Zum Vergleich: Deutschlandweit beläuft sich der Anteil der britischen Virus-Variante auf 22 Prozent. Das erklärte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn am Mittwoch.

Flensburg als abschreckendes Beispiel?

„Flensburg ist erstes Beispiel, was uns mit weiter Verbreitung von UK B117 drohen könnte“, warnt SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach auf Twitter. Die Region könne ihm zufolge zeigen, was auf ganz Deutschland zukäme, sofern sich die Corona-Mutanten weiter stark ausbreiten.

Auch in weiteren Regionen wächst der Anteil der Mutationen an der Gesamtzahl der Infektionen rapide und sorgt für einen Anstieg der Neuinfektionszahlen, zum Beispiel in Köln und im gesamten Bundesland Baden-Württemberg. Darauf verweist Lauterbach ebenfalls: „Die Mutationen B117 und B135 wachsen ungebremst“, warnt der Epidemiologe. „In Köln und BW führt das langsam schon zu einem Anstieg der Gesamtfälle“.

Diese Gefahr verdeutlichte auch Lothar Wieler in einer Pressekonferenz am Freitag. „Wir stehen möglicherweise erneut an einem Wendepunkt“, erklärte der Präsident des Robert-Koch-Instituts. Bundesweit scheinen die Fallzahlen laut Wieler zu stagnieren, viele Bundesländer auf ein „Plateau“ zuzusteuern. Aber: „Dieses Plateau ist zu hoch.“

Wenn Mutanten durchschlagen, droht Wendepunkt

„Wenn die Maßnahmen funktionieren würden, dann müssten wir eigentlich einen konsequenten, relativ steilen Abfall der Infektionskurve sehen. Dass die Zahlen nun auf ein Plateau zusteuern bedeutet: Sie reichen nicht aus – zumindest nicht gegen die Mutationen“, erklärt Virologe Martin Stürmer im Gespräch mit FOCUS Online.  Dieser „Wendepunkt“, von dem Wieler spricht, wird dann erreicht, wenn sich zu viele Menschen mit Mutanten infizieren.

Virologe Stürmer führt aus: „Zu Beginn des Lockdowns haben wir von Woche zu Woche ein paar Tausende weniger Infektionen gesehen. Die Zahlen sind gefallen. Diesen Trend sehen wir jetzt jedoch nicht mehr. Stattdessen sinken die Zahlen nur noch leicht und könnten schon in ein paar Tagen stagnieren. Dann gelangen wir an einem Plateau an, das im Augenblick auf einem relativ hohen Wert liegt.“

Zur Person

Martin Stürmer ist Virologe und Lehrbeauftragter für Virologie an der Universität Frankfurt. Zudem leitet er ein privates Labor für interdisziplinäre Medizin und Diagnostik.

Dabei handelt es sich laut Stürmer um einen additiven, beziehungsweise subtraktiven Effekt. Wenn man sich die Infektionen durch die alte Variante unabhängig von denen durch die neue Variante ansieht, ergibt sich folgendes Bild:

  • Der Anteil der „alten“ Infektionen sinkt nach und nach. Hier funktionieren die Lockdown-Maßnahmen, die Zahlen sinken.
  • Der Anteil der „neuen“ Infektionen steigt aber stattdessen. Die Mutationen sind ansteckender, je mehr davon vorkommen, umso wahrscheinlich sind größere Ausbrüche. Hier scheinen die Maßnahmen nicht auszureichen.
  • Nach und nach heben sich diese Kurven gegenseitig auf und steuern auf das von Wieler genannte „Plateau“ zu. Es entsteht eine Nullsumme.

Die große Gefahr, die damit einhergeht: Die Nullsumme könnte zu einer Plussumme werden. Heißt: Der Anteil der Mutationen steigt weiter so stark an, dass er die sinkenden Ursprungsinfektionen einholt. Die Folge: Die Fallzahlen steigen insgesamt wieder an. Das wäre dann der erneute Corona-Wendepunkt und die Umkehr des jetzigen positiven Trends.

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Gefahr durch Mutationen ist besonders in Grenzgebieten hoch

Doch droht die Gefahr von Mutationen im ganzen Land? Im Fall Flensburg liegt die Vermutung nahe, dass der hohe Anteil der Mutanten auf die Nähe zum Nachbarland zurückzuführen ist. Im nur wenige Kilometer entfernten Dänemark liegt der Anteil der britischen Variante mit rund 47 Prozent besonders hoch.

Nach vorläufigen und täglich aktualisierten Zahlen des dänischen Statens Serum Institut (SSI) vom Donnerstag hat sich der Wert damit von lediglich knapp zwei Prozent Ende Dezember in eineinhalb Monaten um ein Vielfaches erhöht. Zudem rechnet das SSI damit, dass die Variante schon Anfang März für mehr als 80 Prozent aller Fälle in Dänemark verantwortlich sein könnte. 

Kleine Brandherde könnten zu deutschlandweitem Flächenbrand führen

„Wir haben in Deutschland solche ‚Inseln‘ wie Flensburg, wo die Varianten eingebracht werden und dann besonders oft vorkommen“, ordnet Virologe Stürmer ein. Deutschlandweit habe man bisher immerhin nur einen Anteil von etwas mehr als zwanzig Prozent. „Das sind bisher nur kleine, punktuelle Brandherde. Aber wenn wir nicht aufpassen, dann gibt es einen großen, deutschlandweiten Flächenbrand.“ Deshalb sei es wichtig, lokale Ausbrüche möglichst schnell und gut einzudämmen. Insbesondere dann, wenn sie auf Mutationen zurückzuführen seien, sagt der Virologe.

Grenzkontrollen könnten dabei helfen, ein Einschleppen der Variante zu verhindern. „Allerdings frage ich mich, ob wir damit nicht schon zu spät dran sind“, erklärt Stürmer. Sinnvoll sei es aber, die Einreise und damit das Einschleppen aus den Regionen, in denen die Mutationen hochprävalent seien, zu kontrollieren und zu unterbinden.

„Die Gefahr eines erneuten Infektionsanstieg ist also noch lange nicht gebannt“, fasst Stürmer zusammen. „Um genau das zu verhindern, dränge ich darauf, sich noch konsequenter an die Maßnahmen zu halten. Das ist jetzt noch einmal ganz, ganz wichtig. Nur so können wir vermeiden, dass wir wieder größere Ausbrüche bekommen. Andernfalls müssten wir noch einmal nachrüsten – und das wollen wir ja in jedem Fall vermeiden.“

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