Eigentlich wollte André Poggenburg am Donnerstagabend bei einer Veranstaltung einer AfD-nahen Hochschulgruppe sprechen. Doch im Hörsaal der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg warteten etwa 400 protestierende Studenten auf ihn und seine Unterstützer. Mit Trillerpfeifen und Sprechchören machten sie den Auftritt von Sachsen-Anhalts AfD-Chef unmöglich.

Einige hielten Plakate hoch, auf denen Slogans wie "Students against racism" standen. Auch Antifa-Anhänger sollen im Raum gewesen sein, auf Poggenburg soll ein Böller geworfen worden sein, berichtete die Zeitung Volksstimme.

Der Knallkörper sei neben dem Politiker explodiert. Daraufhin habe es Rangeleien gegeben, mindestens ein AfD-Anhänger sei dabei verletzt worden. Medienberichten zufolge wurden mehrere Anzeigen wegen Körperverletzung aufgenommen.

Allerdings gibt es gegensätzliche Angaben, was den Ablauf der Veranstaltung betrifft. Auf einem YouTube-Video ist zu sehen, wie Demonstranten ein Transparent vor den redenden Poggenburg halten und daraufhin von seinen Unterstützern angegangen werden – sie versuchen, den Studenten das Plakat zu entreißen und diese wegzustoßen. Die Demonstranten wehren sich dann gegen die Angreifer. Die Bilder zeigen zudem, wie die Studenten Poggenburgs Manuskript vom Rednerpult reißen während dieser noch versucht, Gehör zu finden.

Erst nachdem die Polizei mit etwa 30 bis 40 Einsatzkräften vor Ort war, beruhigte sich die Situation offenbar. Die Beamten geleiteten die AfD-Leute um Poggenburg unter dem Jubel der Studenten aus dem Hörsaal. Ein Journalist der Volksstimme filmte den Abgang:

Der AfD-Landeschef verurteilte die Proteste: "Das ist die linke Vereinnahmung der Uni", sagte er. Dass die Veranstaltung auf diese Weise blockiert werde, sei ein "Lehrstück für fehlendes Demokratieverständnis". Zudem twitterte er später: "An Unis regiert der Linksextremismus". Auch der Innenminister von Sachsen-Anhalt, Holger Stahlknecht, kritisierte die Demonstranten. "Wer der AfD vorwerfen will, sie sei antidemokratisch, darf ihr nicht dadurch begegnen, dass er selbst antidemokratisch ist", sagte der CDU-Politiker der Magdeburger Volksstimme.

Eigentlich war an dem Abend ein Vortrag des Biologieprofessors Gerald Wolf zum Thema Genderforschung geplant. Es sollte die erste Veranstaltung der Campus-Alternative an der Uni Magdeburg werden. Diese habe, wie jede andere aktive politische Studierendengruppierung auch, dieselben Rechte und Pflichten, teilte die Universität mit. Die Hochschule verstehe sich als Raum des öffentlichen, allen Regeln von Demokratie und Rechtstaatlichkeit folgenden Diskurses.

Der Dekan der Fakultät für Humanwissenschaft, Michael Dick, sieht das in diesem Fall kritisch: "Die Unmutäußerungen der Studierenden und Besucher waren so eindeutig, dass ich glaube, vernünftige Veranstalter hätten sich zurückgezogen und hätten es dabei belassen", sagte er dem MDR. Die Organisatoren der Vorlesung hätten es offenbar darauf angelegt, einen gewissen Aufruhr zu erzeugen, so Dick. Dahinter stecke "natürlich kein inhaltliches, sondern ein politisches Motiv".