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Fußball-WM Empörung über Einreiseverbot für Seppelt

Russland lässt den ARD-Doping-Experten Seppelt nicht zur Fußball-WM einreisen. Die Entscheidung sorgt in Deutschland für Empörung. DFB-Chef Grindel schiebt die Verantwortung in Richtung Fifa.
Reinhard Grindel

Reinhard Grindel

Foto: Michael Sohn/ AP

Reinhard Grindel sieht nach der Verweigerung eines Visums für den ARD-Dopingexperten Hajo Seppelt für die Fußball-WM in Russland den Weltverband Fifa in der Verantwortung. "Ich habe volles Vertrauen, dass die Fifa jetzt ihren Einfluss geltend macht, damit Herr Seppelt ungehindert aus Russland berichten kann", sagte der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur: "Die Fifa hat erklärt, dass Herr Seppelt eine Akkreditierung erhalten habe und betont, welchen hohen Stellenwert die Pressefreiheit für sie hat."

Auch in der Politik wird Russlands Entscheidung diskutiert: Norbert Röttgen, Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses des Deutschen Bundestags, hat Russland aufgefordert, das Einreiseverbot für Seppelt aufzuheben. "Russland sollte die Verweigerung des Visums für Herrn Seppelt korrigieren", sagte der CDU-Politiker dem "Tagesspiegel": "Sonst entsteht der begründete Verdacht, dass Russland entweder etwas zu verbergen oder ein Problem mit Transparenz und Fairplay im Sport hat oder beides."

Hajo Seppelt

Hajo Seppelt

Foto: FABRICE COFFRINI/ AFP

Russland hatte das Visum für den Investigativjournalisten Hajo Seppelt für ungültig erklärt und diesem die Einreise zur WM verweigert. Seppelt stehe laut ARD auf einer Liste der in Russland "unerwünschten Personen". Hintergrund für die Aktion ist offenkundig die Aufdeckung des Staatsdopingsystems in Russland, an der Seppelt maßgeblich beteiligt war. Sein Film "Geheimsache Doping: Wie Russland seine Sieger macht" hatte die Aufdeckung des russischen Dopingskandals zur Folge.

Seppelt sagte dem Sport-Informations-Dienst (SID): "Offenkundig hat die Aufdeckung des Staatsdopingsystems so große Tragweite, dass Russland glaubt, solche Maßnahmen ergreifen zu müssen. Man darf gespannt sein, ob die Fifa, die den Zugang zu ungehinderter Berichterstattung über ihr Turnier gewährleisten muss, sich dieser Sache annehmen wird."

Vor Röttgen hatte auch Stephan Mayer, der parlamentarische Staatssekretär im Bundesinnenministerium (BMI), das Einreiseverbot scharf kritisiert. Dem ARD-Hauptstadtstudio sagte er: "Ich persönlich habe überhaupt kein Verständnis dafür, dass die russische Regierung entschieden hat, Hajo Seppelt, einen der unbestritten profiliertesten Sportjournalisten Deutschlands, nicht zur Fußballweltmeisterschaft einreisen zu lassen."

Das sei ein "denkbar schlechter Vorbote für eine objektive und unabhängige Berichterstattung im Rahmen der Fußball-Weltmeisterschaft", sagte Mayer, der im Bundesinnenministerium für den Bereich Sport zuständig ist.

"Soll er doch die WM im Fernsehen anschauen"

Der russische Sportpolitiker Dmitri Swischtschow hat die Verweigerung eines Visums für Seppelt verteidigt. Seppelt wolle die Reise zur Weltmeisterschaft nur nutzen, um "Russland zu verleumden und sich selbst daran zu bereichern", sagte der Abgeordnete der russischen Agentur R-Sport.

"Was will ein Mensch, der mit Dreck wirft, mit unbestätigten Fakten arbeitet und in Russland nur das Negative sucht?", sagte das Mitglied des Sportausschusses in der Staatsduma: "Soll er doch die WM im Fernsehen anschauen. Wenn er objektive Filme über Russland macht, sind wir immer bereit, ihm ein Supervisum auszustellen, mit mehrfacher Einreise und für ein Jahr."

mru/dpa/sid