Shahidul Alam, der Star der Fotoszene in Bangladesh, hat Gewalt und Korruption der Regierung kritisiert. Er wurde verhaftet und vermutlich misshandelt.
An dem international bekannten Fotografen Shahidul Alam will die Regierung von Bangladesh ein Exempel statuieren. Er hat auf Facebook über die Schülerproteste in Dhaka und das brutale Vorgehen des Regimes dagegen berichtet. Unter anderem veröffentlichte er eine Foto, die Schläger mit Stöcken und Macheten in Aktion zeigt, während die Polizei zuschaut. In einem Interview mit dem Sender al-Jazeera sagte er zudem, der Schülerprotest sei ein Ventil für schon lange aufgestauten Unmut über die Regierung. Diese habe keine demokratische Legitimität und fürchte sich vor den Wahlen Ende Jahr. Darum setze sie bewaffnete Schläger gegen unbewaffnete Schüler ein, die mehr Sicherheit im Strassenverkehr forderten. – «Wie lächerlich ist denn das?», fragt Alam rhetorisch.
Wenige Stunden später wird der Fotograf am Sonntag spät von 20 bis 30 Polizisten in seinem Haus verhaftet und in Polizeigewahrsam gesetzt, dort soll er mindestens eine Woche bleiben. Man wirft ihm vor, er habe Falschnachrichten verbreitet und das Ansehen von Bangladesh beschädigt; Grundlage für die Beschuldigung ist ein Gummiparagraf im Gesetz über das Fernmeldewesen. Angeblich wird Alam auf der Polizeiwache heftig verprügelt. Zur Vorführung beim Haftrichter habe er nicht auf eigenen Beinen gehen können, seine Kleider seien blutverschmiert, berichten Augenzeugen laut dem britischen «Guardian». Am Dienstag ordnet ein Gericht an, Alam sei zur medizinischen Untersuchung ins Spital zu bringen.
Es ist offensichtlich: Mit Einschüchterung will die Regierung die Berichterstattung und Kommentierung zu den aktuellen Ereignissen in Bangladesh und zu den Massnahmen der Regierung unterbinden. Doch erreicht sie eher das Gegenteil. Der Fall Alam wird weltweit publik, Amnesty International und das Committee to Protect Journalists protestieren. Vor allem protestieren auch die Journalisten in Dhaka, mit einer Menschenkette vor dem Presseklub. Sie fordern die sofortige Freilassung der inhaftierten Medienleute und die Festnahme der Schläger, die auf Schüler, Journalisten und Fotografen losgingen. Dafür stellen sie der Regierung eine Frist von 72 Stunden. Im Internet zirkulieren Videos von übelsten Gewaltorgien, die zeigen, wie Leute spitalreif geschlagen werden.