Ein Paradies für Hersteller von Überwachungstechnik

Bahrain ist einer der bekanntesten Kunden des deutschen Unternehmens Gamma International, wie zahlreiche Medienberichte nahelegen. Auch Hacking Team und Trovicor haben ihre Überwachungslösungen wohl an das Land verkauft - IT-Support inklusive. Mit diesen Staatstrojanern gewinnt die Führung um die Herrscherfamilie Chalifa Informationen, die nachweislich auch bei der Folter von Gefangenen eingesetzt werden. Die Aktivisten in Bahrain sind aber nicht allein: Ein ganzes Netzwerk unter anderem von Hackern und Journalisten unterstützt die Community vor Ort. Bei der NGO Bahrainwatch kümmert sich Bill Marczak gemeinsam mit Experten des Citizenlab darum, Malwaresamples zu analysieren, um besser über die Bedrohungen durch Staatstrojaner informiert zu sein.

"Auf meinem Smartphone wurde in den vergangenen Jahren immer wieder Malware gefunden", sagt Saeed. Immer wenn sie außer Landes ist, lässt sie ihre Geräte von Experten auf verschiedene Staatstrojaner untersuchen. Die Trojaner wurden zunächst vor allem über infizierte Dateianhänge aufgespielt: E-Mails mit Videos, die angeblich Menschenrechtsverbrechen zeigen, wurden gezielt an verschiedene Aktivisten geschickt. Schnell sprach sich herum, dass solche E-Mails eine Sicherheitsgefahr darstellen. Deswegen wurde die Technik weiterentwickelt. Heute finden Infektionen vor allem über manipulierte Webseiten statt oder über Infection-Proxys, die direkt in die Netzinfrastruktur der meist staatlichen Mobilfunkbetreiber integriert wird.

Wie eng die westlichen Firmen mit Polizeibehörden und Geheimdiensten aus repressiven Ländern zusammenarbeiten, zeigt sich in den Leaks von Hacking Team und Gamma International / Finfisher. Denn die Überwachungssoftware arbeitet offenbar nicht immer zuverlässig. Weil ein einmal infizierter Rechner nicht dauerhaft ausspioniert werden konnte, schrieb etwa ein Polizist an die Finfisher-Zentrale nach München: "Wir können das Gerät nicht ständig neu infizieren, weil die Zielperson sehr aufmerksam ist. Wir wollen nicht, dass die Zielperson herausfindet, dass wir sie überwachen." Innerhalb weniger Stunden melden sich die Techniker mit einer Antwort, nehmen Software-Updates vor oder geben Tipps. Lange behaupteten die Unternehmen, sie könnten gar nicht genau wissen, wie ihre Software eingesetzt würde - eine unhaltbare Behauptung.

Aktivisten sind weltweit vernetzt

Das bahrainische Aktivistennetzwerk ist gut organisiert. Vor allem über soziale Medien, die in dem Land nicht generell geblockt sind, verbreiten Aktivisten Informationen über brutale Übergriffe der Polizei. Wer sich entschließt, den Accounts zu folgen, muss sich jedoch auf einiges gefasst machen. Denn im Twitterstream tauchen dann auf einmal Bilder großer, durch Folterungen verursachter Hämatome auf. Die Aktivistin Marjam al-Khawaja, deren ganze Familie seit vielen Jahren gegen das autoritäre Königshaus protestiert, twitterte über ihre eigene Verhaftung, als sie aus ihrem Wohnort Kopenhagen nach Bahrain kam, um ihren inhaftierten, hungerstreikenden Vater zu treffen.

Wie fühlt sich Nazeeha Saeed also bei dem Gedanken, dass es bald wieder nach Bahrain geht? "Ich liebe mein Land, meine Familie, meine Freunde", sagt sie. "Aber vermutlich wird es ein bisschen stressig, wieder zu Hause zu sein."

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 Staatliche Überwachung: Die Regierung liest jeden Post
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deadeye 15. Feb 2016

Da die Überschrift "Finanziert durch euren Spritverbrauch" lautet, gehe ich davon aus...

sofries 13. Feb 2016

Ja klar, es kommt oft vor, dass Facebooknutzer, die sich in sozialen Medien...

plutoniumsulfat 12. Feb 2016

Vor allem war sie nie demokratisch und hat auch ihre Einwohner nicht wirklich...

Niaxa 11. Feb 2016

So weit ich weis, ist aber Hass auch nicht verboten. Warum auch. Ich hasse es wenn es...



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