Wenige Tage vor Beginn der Präsidentenwahl in Ägypten gehen die Behörden des Landes verstärkt gegen die Medien vor. Die britische Tageszeitung Times berichtete, ihre langjährige Kairo-Korrespondentin Bel Trew sei Ende Februar festgenommen und ausgewiesen worden. Nun werde Trew die Rückkehr in die ägyptische Hauptstadt anlässlich der Wahl verweigert. "Ich weiß immer noch nicht, was passiert ist", twitterte die betroffene Journalistin.

Trew habe zum Thema Migration recherchiert, als sie von ägyptischen Sicherheitskräften festgenommen und verhört worden sei, schrieb die Times. Ihr sei mit einem Prozess vor einem Militärgericht gedroht worden, sollte sie das Land nicht sofort verlassen. Die Zeitung hielt die Vorwürfe gegen ihre Korrespondentin für so "haarsträubend", dass sie zunächst vermutete, dass es sich um einen Fehler der Behörden handele. Sie bemühte sich, den Fall aufzuklären – vergeblich. Inzwischen sei klar, "dass die Behörden nicht beabsichtigen, sie zurückkehren zu lassen", sagte eine Sprecherin der Times.

Auch die britische Regierung hat sich eingeschaltet. Außenminister Boris Johnson habe den Fall gegenüber seinem ägyptischen Amtskollegen angesprochen, hieß es von der britischen Botschaft in Kairo. Bisher habe die ägyptische Seite keine Beweise für ein Fehlverhalten der Journalistin vorgebracht.  

Trew selbst teilte mit, sie sei als Persona non grata gelistet worden. Die Behörden in Kairo hätten gedroht, sie wieder festzunehmen, sollte sie zurückkehren.

Die Times sieht in der Ausweisung ein Beispiel für das "repressive Umfeld", das Präsident Abdel Fattah al-Sissi für die Medien in Ägypten geschaffen hat. In dem Land gibt es keine unabhängige Presse. Die Nichtregierungsorganisation Reporter ohne Grenzen führt Ägypten auf Platz 161 von 180 Ländern in der Rangliste der Pressefreiheit. Reporterinnen und Reporter müssten mit Gewalt von Sicherheitskräften und Demonstranten rechnen, heißt es auf der Website der Organisation. Willkürliche Festnahmen und Folter seien an der Tagesordnung, nur wenige ägyptische Journalistinnen und Journalisten wagten Kritik. Ein international besonders aufsehenerregender Fall waren drei Journalisten von Al Jazeera, die 2013 festgenommen und erst zwei Jahre später freigelassen wurden.

Der einzige Gegenkandidat ist ein Unterstützer des Präsidenten

Nicht nur gegen kritische Journalisten, auch gegen politische Gegner geht das ägyptische Regime vor. So gilt die Wiederwahl von Al-Sissi zum Präsidenten als sicher, wenn die Wahllokale von Montag bis Mittwoch öffnen. Denn der Amtsinhaber und frühere Armeechef hat keine ernsthaften Gegenkandidaten. Potenzielle Kandidaten sind verhaftet worden – oder zogen ihre Kandidatur unter dubiosen Umständen selbst zurück. Der einzige Konkurrent von Al-Sissi ist Mustafa Mussa, der allerdings ein Unterstützer des Präsidenten und der Öffentlichkeit kaum bekannt ist. Beobachter bewerten die Aufstellung von Mussa als Schachzug der Regierung, damit Al-Sissi zumindest auf dem Papier einen Gegner hat.

Trotz andauernder Berichte über Menschenrechtsverletzungen ist Al-Sissi in seinem Land beliebt. Unterstützer sehen in ihm einen starken Anführer, der Ägypten gegen den islamistischen Terrorismus verteidigen könne. Am Freitag hatte Al-Sissi angekündigt, der "Islamische Staat" (IS) werde auf der Sinaihalbinsel in Kürze besiegt. Der IS verübt seit Jahren Anschläge in Ägypten, vor allem gegen Sicherheitskräfte und Christen. 

Attentat auf Polizeichef

Kurz vor Beginn der Präsidentenwahl verübten Unbekannte am Samstag in Alexandria ein Attentat auf den Polizeichef der Stadt. Nach Angaben des Innenministeriums detonierte ein unter einem Auto angebrachter Sprengsatz, als das Fahrzeug von Mostafa al-Nemr die Stelle passierte. Dabei wurden nach Angaben Nemrs ein Polizist und ein Fahrer getötet. Vier weitere Polizisten wurden nach Angaben des Ministeriums verletzt. Den Anschlag reklamierte zunächst niemand für sich. Die amtliche Nachrichtenagentur Mena machte jedoch die verbotene Muslimbruderschaft verantwortlich: Sie habe mit der Attacke die für Montag geplante Wahl behindern wollen.

Ägypten befindet sich seit April 2017 im Ausnahmezustand. Zwei Kirchen koptischer Christen waren damals am Palmsonntag von Selbstmordattentätern angegriffen worden. Zu den Bombenanschlägen bekannte sich der IS.